Die Stimme der Erinnerung

Überall in Europa haben rechtsextremistische Parteien Zulauf, verbale Ausgrenzung und Diffamierung gehören fast zur Tagesordnung. Menschen müssen fürchten, wegen ihres Lebensstils, ihres Aussehens, ihrer Überzeugungen und ihres Glaubens körperlich attackiert zu werden. Selbst vor Deportationsphantasien schrecken Neonazis nicht mehr zurück. Umso wichtiger war der Besuch von Michaela Vidláková in Haupt- und Realschulen sowie in Sprachkursen der VHS Wolfsburg, bei dem sie von ihren eigenen grausamen Erlebnissen während der Nazizeit berichtete. Geboren 1936 in Prag, ging ihre glückliche Kindheit mit der deutschen Besatzung jäh zu Ende: Sie durfte nicht mehr mit nichtjüdischen Kindern spielen, Einkäufe waren nur zu bestimmten Uhrzeiten erlaubt, die Familie musste ihre Wohnung verlassen und eine kleine Wohnung mit einer anderen Familie teilen. 1942 wurde die ganze Familie nach Theresienstadt deportiert.

Trotz schwerer Krankheit überlebte Michaela Vidláková die Grausamkeiten des Konzentrationslagers zusammen mit ihren Eltern dank glücklicher Zufälle. So hat ein kleiner Holzhund, den ihr Vater ihr zum fünften Geburtstag geschnitzt hat, dazu beigetragen, dass der Vater im Konzentrationslager als Schreiner arbeiten konnte – eine Arbeit, die letztlich das Leben der Familie rettete. 1945 wurden sie von der Roten Armee befreit Heute erzählt Michaela Vidláková ihre Geschichte an Schulen und Universitäten. Sie betont, dass es nicht nur wichtig ist, über Antisemitismus und Rassismus Bescheid zu wissen, sondern vor allem, etwas dagegen zu tun und nicht wegzuschauen. Ein Appell von hoher Aktualität.

Bildunterschrift: Zeitzeugin Michaela Vidláková an der VHS Wolfsburg. Foto: Stadt Wolfsburg