Wolfsburgs Arbeitsmarkt befindet sich seit einigen Jahren in einem tiefen Wandel. Mittlerweile arbeiten rund 72 % am Arbeitsort Wolfsburg in wissensintensiven Branchen, während der deutsche Durchschnitt bei 33 % liegt. In den letzten 10 Jahren hat sich die Zahl der Beschäftigten mit einem akademischen Abschluss in Wolfsburg verdoppelt. Die Akademikerdichte in den sog. MINT-Berufen in unserer Stadt ist eine der höchsten in Deutschland. Ein Ende des Strukturwandels ist derzeit nicht abzusehen und hat sich durch die Pandemie eher noch beschleunigt.
Die Stadt Wolfsburg möchte daher die wissensbasierte Stadtentwicklung stärker in Fokus nehmen. „Zusammen mit unseren Partnern vor Ort möchten wir einen Masterplan Hochschule und Wissenschaft erarbeiten, um die Stadt Wolfsburg als Technologie- und Bildungsstandort zukunftsfähig aufzustellen. Dazu gehört auch jungen Menschen gute Studienperspektiven zu bieten und Fachkräfte zu sichern“, unterstreicht Stadträtin Iris Bothe die Motivation für den Masterplan.
Die Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften hat und wird sich in den nächsten Jahren dynamisch weiterentwickeln. Das Studienangebot der Ostfalia mit dem Campus in zentraler Lage von Wolfsburg ist breit gefächert. Rund 3.000 Studierende und etwa 190 Beschäftigte studieren und arbeiten an den Fakultäten Fahrzeugtechnik, Gesundheitswesen und Wirtschaft sowie den Serviceeinrichtungen am Campus. Die Studiengänge im Bereich Gesundheitsmanagement, Pflege und Kindheitspädagogik sind für Wolfsburg und den Fachkräftebedarf in der Region mittlerweile genauso bedeutsam wie die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge.
„Als Hochschule für angewandte Wissenschaften lebt die Ostfalia ganz besonders vom Austausch mit den Institutionen und Bürgerinnen und Bürgern vor Ort, weil wir praxisnah forschen und lehren. Damit wir attraktiv für Studierende sind, ist nicht nur ein attraktives und an aktuellen Arbeitsmarktchancen ausgerichtetes Studienangebot ausschlaggebend, sondern auch das Umfeld für das studentische Leben am Campus und außerhalb der Hochschule. Die gemeinsamen strategischen Überlegungen betrachten wir als ausgesprochen vielversprechend für die Entwicklung des Hochschulstandorts Wolfsburg“, sagt Ostfalia-Präsidentin Prof. Dr. Rosemarie Karger.
Mit der Konzernforschung der Volkswagen AG befindet sich bereits seit über 50 Jahren ein wichtiger wissens- und innovationsbasierter Zweig der Automobilindustrie in Wolfsburg, der eine Anziehungskraft auf weitere wissensbasierte Einrichtungen ausübt. Ab Herbst 2021 sollen weitere 600 Studierende in der 42 Wolfsburg zu Software-Ingenieur*innen ausgebildet werden. Hinzu kommen wissensbasierte Einrichtungen, wie der Forschungscampus Open Hybrid LabFactory – eine Dependance der Technischen Universität Braunschweig – und das Fraunhofer-Projektzentrum Wolfsburg.
Hochschulen und Forschungseinrichtungen stehen in enger Wechselwirkung mit vielen städtischen Themen, wie z. B. der Arbeitsmarktstruktur, der Bevölkerungszusammensetzung und dem sozialen und kulturellen Angebot. Eine florierende Bildungs- und Forschungslandschaft sichert den technologischen Fortschritt und den Wohlstand in der Stadt und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der ansässigen Unternehmen. Die Konkurrenz unter den Hochschulen und wissensbasierten Einrichtungen um Studierende und qualifizierte Arbeitskräfte ist groß.
„In dem Masterplan geht es nicht allein um die Förderung von Wissenschaft und Lehre, sondern auch darum, die Hochschule bei den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt und darüber hinaus sichtbarer zu machen“, konkretisiert Iris Bothe. Wissenschaftliche Erkenntnisse sollen der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, z.B. durch Initiativen in Schulen oder durch gemeinsame Veranstaltungen in der Stadt. Der Masterplan soll das Profil von Wolfsburg als Standort für Bildung und Wissenschaft schärfen und eine attraktive Umgebung zum Studieren und Arbeiten schaffen.
Als strategisches Instrument wird der Masterplan die Zusammenarbeit von Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung sowie Bürger*innen zielgerichtet steuern. Der Masterplan soll von vielen engagierten Partner*innen mitgetragen werden. Die Mitwirkenden arbeiten deshalb gemeinschaftlich an der Entwicklung und Umsetzung des Masterplans. Bereits im Prozess sollen Netzwerke weiterentwickelt werden, gemeinsame Schnittmengen intensiviert und Kooperationen auf- und ausgebaut werden. Zum Start des Masterplanprozesses sollen bereits erste Projekte entwickelt werden, die nach und nach in die Umsetzung gehen.
Erste Umsetzungsprojekte sind ebenfalls in Planung. „Wir möchten die Ostfalia mehr in die Mitte der Stadt rücken und auch eine Vernetzung in Richtung Markthalle fördern. Mit der Aufwertung des ehemaligen Ordnungsamtes mit dem Robert-Koch-Platz und einer Öffnung in die Poststraße z.B. mit einem Café und Aufenthaltsbereich kommen wir einen großen Schritt weiter“, betont Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide die städtebauliche Komponente und erste Umsetzungsschritte des Masterplans.
Aber auch Themen, wie das studentische Wohnen in der Stadt und ein breites Spektrum an Angeboten rund um das studentische Leben werden im Masterplan stärker Berücksichtigung finden.