Brückenbauerinnen für Wolfsburg

Stadtteilmütter sind wichtiger Bestandteil der Integrationsarbeit

Größeres Selbstbewusstsein, mehr Selbstwertgefühl, das eigene Potential gewinnbringend einsetzen – das sind die Schlagworte, die den Stadtteilmüttern als erstes einfallen, wenn man sie nach ihrer Motivation für die Schulungen fragt. Rim Sallami, Aziza Ahmad und Nadja Samkhareze sind drei von insgesamt 15 Frauen, die im vergangenen Jahr die elfmonatige Schulung zur Stadtteilmutter erfolgreich abgeschlossen haben.

„Es ist ein sehr gutes Gefühl, wenn man sich einbringen kann. Ich wollte nicht mehr zu Hause meine Zeit verschwenden“, berichtet Rim Sallami und lächelt selbstbewusst. „Ich brauche den Kontakt, das Miteinander. Das macht sehr viel Spaß und man lernt viel leichter zusammen.“ Schneller und besser Deutsch, zum Beispiel. Gleichzeitig gibt die Stadtteilmütter-Schulung – welche in unterschiedliche Module aufgebaut ist – aber auch viele hilfreiche Tipps für den Alltag. Wie funktioniert das Schulsystem? Wie bekomme ich einen Kita-Platz? Wo kriege ich Unterstützung in der Schwangerschaft? – Fragen, die insbesondere für junge Frauen und Familien wichtig sind.

Die Stadtteilmütter-Schulung weckt zudem großes Interesse an pädagogischen Berufen. Viele Absolventinnen machen in diesem Bereich anschließend eine Ausbildung, hospitieren, nehmen Jobs an oder engagieren sich ehrenamtlich. „Für uns alle ist es wichtig, eine Arbeit zu finden und unseren Teil zu Gesellschaft beizutragen“, erklärt Aziza Ahmad. „Die Stadtteilmütter-Schulung hilft uns anzukommen, Fuß zu fassen und wieder ins Arbeitsleben einzusteigen.“

Damit leisten sowohl das Schulungsangebot als auch die Absolventinnen selbst einen wichtigen Beitrag zu einer gelingenden Integration. In ihrem Stadtteil fungieren sie als Brückenbauerinnen zwischen ihrer und der deutschen Kultur. Die Stadtteilmütter sind oftmals auch die ersten Ansprechpartnerinnen. Gerade Geflüchteten fällt der Kontakt zu Landsleuten – auch wegen der Sprachbarriere – oftmals leichter. Das macht die Stadtteilmütter ebenso zu wichtigen Botschafterinnen und zu Vorbildern für andere Frauen.

Mit den eigenen Kindern Schritt zu halten, ist eine zusätzliche Motivation für die Frauen. Durch Kita, Schule, Freunde und Freizeitaktivitäten fällt den Kindern das Erlernen der neuen Sprache und das Kennenlernen der Kultur leichter. Die Stadtteilmütter-Schulung hilft den Frauen dabei, nicht abgehängt zu werden. „Wir sprechen auch zu Hause viel deutsch“, erzählt Rim Sallami und lacht. „Meine Kinder sagen immer zu mir: ‚Nein Mama, wir sprechen deutsch, du kannst das doch jetzt auch‘ – und dann machen wir das so.“

Die Frauen verbindet meist eine bewegte Geschichte, auch darüber wird sich in den zwei Sitzungen je Woche ausgetauscht. Zum Start eines neuen Jahrgangs muss jede Teilnehmerin sich und ihre Kultur vorstellen. „Ich habe viele schöne Erinnerungen an die Schulung“, sagt Nadja Samkhareze. „Ich fand es immer toll, dass ich so viele unterschiedliche Kulturen kennen lernen durfte. Das ist wirklich eine Bereicherung.“ Auch nach dem erfolgreichen Abschluss der Schulung bleiben die Frauen in Kontakt, tauschen sich aus und verbreiten den guten Ruf der Stadtteilmütter. Mit Erfolg: Bisher nahmen 216 Frauen aus 37 verschiedenen Herkunftsländern und mit 16 verschiedenen Muttersprachen erfolgreich an dem Projekt teil.

Hintergrundinformationen zur Stadtteilmütter-Schulung: Seit Juni 2009 gibt es in Wolfsburg die Stadtteilmütter-Schulung. 2023 geht die Stadtteilmutter-Schulung somit bereits in ihre 14. Runde und bisher liegen schon 60 Bewerbungen vor. Ziel der Stadtteilmütter-Schulung ist es, den Frauen Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen, die Isolierung im Familienverbund oder Kulturkreis aufzuheben und die wertvollen Kompetenzen der Frauen zu nutzen. Dabei geht die Schulung nach einem Modul-Plan vor, der unterschiedliche Themenfelder aufgreift. Hierzu gehören beispielsweise die Entwicklung des Kindes, Sprachbildung und Sprachförderung, Dolmetschen sowie ein Eltern-Medien-Training. Impulse gibt es dabei auch immer wieder von externen Partner*innen, die als Referent*innen eine oder mehrere Sitzungen begleiten. Hierzu zählen zum Beispiel die Volkshochschule, das Familienzentrum oder die Familienbildungsstätte. Seit April 2022 wird die Stadtteilmütter-Schulung von Zahra Abbassi – 2014 selbst Absolventin – durchgeführt und ist im Geschäftsbereich Schule der Stadt Wolfsburg verortet. Weitere Informationen gibt es auch unter Interkulturelle Familienbildung (wolfsburg.de).

Bildunterschriften:

Bild 1: Rim Sallami und Aziza Ahmad suchen an einem Wolfsburger Stadtplan ihren Stadtteil: Sallami ist in Vorsfelde zu Hause, Ahmad wohnt im Eichelkamp. Foto: Stadt Wolfsburg

Bild 2: Im Gespräch: Aziza Ahmad, Rim Sallami und Nadja Samkhareze (von links) tauschen sich in einer der Sitzungen der Stadtteilmütter-Schulung aus. Zweimal die Woche treffen sich die Teilnehmerinnen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten. Foto: Stadt Wolfsburg